Gedankencocktail remixt 2020-21

Nein, ich habe heuer keinen Corona Blog geschrieben, höchstens die Anzahl meiner lyrischen Texte ist dieses Jahr ein wenig mehr geworden, die harren aber geduldig in der Schublade….
Doch jetzt zum Jahresabschluss möchte ich doch noch ein paar Gedanken in den Äther senden, die vielleicht für manche Leser*innen ein paar schöne, rote Winterfrüchte tragen können..

Es traten 2020 viele Themen hervor, wie auch meine Klient*innen schilderten, die vor 2020 noch nicht in der Form da waren. Da geht es oft um tiefe Erfahrungen der Isolation, der Überforderung, der Unterforderung, der Ohnmacht, des körperlich und psychischen Unwohlseins, der Wut, der Depression und Trauer und um die vielfältigen Erfahrungen des Ausgeliefert Seins und der tiefgreifenden Existenzängste.

Aber ist die Bewältigung dieser Themen, das Verarbeiten von Herausforderungen, die einem das Leben stellt, eine grundlegend andere als vor 2020? Ich glaube nicht. Denn als systemische Prozessbegleiterin, Psychotherapeutin und Supervisorin bin ich seit langem der grundlegenden Überzeugung, dass nicht das Problem das Problem ist, sondern vielmehr, die Art wie wir Probleme versuchen zu lösen, das kann sehr unterschiedlich ausfallen und mehr oder weniger erfolgreich sein.

Aber wenn nicht das Problem das Problem ist, ist dann der Mensch das Problem, der es nicht hinkriegt es zu bewältigen? Zu einfach wäre es, diese Frage mit „Natürlich nicht“ zu beantworten, denn eine wertschätzende Haltung Menschen gegenüber ist – und soll es auch sein – Teil meiner DNA als Begleiterin. Und es liegt ja auch in der Natur der Probleme, dass einfach nicht alles bewältigbar ist. Manches müssen wir zu ertragen lernen ohne es ändern zu können.

Dennoch, ich kann Unterschiede bemerken in der Herangehensweise an Problemstellungen und ich gebe mich dabei selbst als Beispiel, denn nur zu oft läuft mein eigenes Denk- Fühl- und Handlungsmuster in den ewig alten Bahnen und führt mich nur allzu bekannten Reaktionen, die oft keine Wirkung mehr erzeugen. Dann bleiben die Herausforderungen immer dieselben. Gelingt es mir jedoch, dem Strom der automatisierten Denk- Fühl- und Handlungsmuster zu entkommen, spüre ich sofort, und das ist das Schöne daran, eine andere Gefühlsstimmung, als ob mein Nervensystem mir die verdiente Belohnung wie einen Cocktail ins Neurotransmittersystem gegossen hätte. Diesen Drink nehme ich gerne heuer zum Anstoßen auf das Neue Jahr!

Denn es ist ein selbstgemachter Drink, der aus Einstellungen, Vorstellungen und Gedanken besteht und jede/r kann ihn sich selbst brauen, manchmal darf man sich dabei ein wenig Hilfe von Außen holen. Ich weiß, dass ich über die Art, wie ich über ein Problem denke, meine Gefühle gegenüber dem Problem verändern kann. Und mit anderen Gefühlen kommen andere Kräfte, es anzugehen, oder auch mal etwas sein zu lassen. Für einen aktiven Menschen wie mich bot das Jahr 2020 auch einige Gelegenheiten, etwas loszulassen, dass ich vielleicht schon allzu gewohnt war, als Herausforderung mitzutragen, nun ist es durch Vorstellungskraft weg……gespült…

Dass sich ungünstige Muster immer wiederholen, dürfte an der „fraktalen Struktur“ (Luc Ciompi) unserer Psyche liegen, an der Neigung, im Großen und im Kleinen, gerne immer wieder dieselben psychischen Muster zu bilden und diese zu wiederholen. Auch in der Bewältigung von Problemen ist oft die Wiederholung von nicht erfolgreichen Mustern zu erkennen, also, immer wieder denselben Cocktail zu sich zu nehmen. Also, im nächsten Jahr mal anders!

Ich schüttle meine eigenen Fraktale, Phantasien, konstruktiven Gedankenkräfte zum Jahreswechsel noch mal kräftig durch und erwarte die positiven Wirkungen auf mein Nervensystem, dasselbe wünsche ich von Herzen auch meinen Leser*innen: Ein starkes, mutiges, selbstbestimmt verändertes, gesundes und erfolgreiches Neues Jahr und freue mich auf Gedanken, Spiegelungen und Kommentare!

Eure Christine Lindenthaler

Die eigene Einstellung

Meine Erfahrung, dass die eigenen Einstellungen tiefgehend die persönliche Wahrnehmung, und damit das eigene Erleben beeinflussen, vertieft sich, je länger ich mich selbst als Mensch, der mit Menschen arbeitet, reflektiere.  Nicht die anderen sind Schuld für ein Unbehagen, dass in mir aufsteigt, ich bin selbst verantwortlich dafür, welche Bedeutung und welches Gewicht ich diesen Wahrnehmungen gebe.

Ich bin weit davon entfernt, diese Haltung selbst entwickelt zu haben. Vielmehr ist sie durch das Studium von östlichen und westlichen Erkenntnistraditionen an mich gekommen, bis ich sie vor Jahren in der eigenen alltäglichen Erfahrung zu erproben begann.

Wenn man die eigene Einstellung in Bezug auf eine Situation erkennt, gelingt es viel eher, sich zu entscheiden, in einer Situation gelassen zu bleiben. Viele meiner Kundinnen und Kunden der letzten Jahre bestätigen, dass das Erkennen der eigenen Gedanken und Gefühle in konkreten Situationen die Basis ist, die erst möglich macht, reflektiert zu handeln.

Damit dies gut und unverkrampft gelingt, braucht es die „gesunde Investition in sich selbst“ . Bei mir ist es das sich Bewegen im Wald und in den Bergen und ausreichend Mußestunden, damit der Geist zur Ruhe kommen kann.

Was brauchen Sie dafür?